11. Mai 2022, 0.00 Uhr

Kreislaufwirtschaft: Das Recycling von Baumaterial wird zunehmend wichtiger.

Pratteln, 2. November 2022 – Baumaterial-Recycling ist ein Gebot der Stunde. Der Baumaterial-Kreislauf wird immer wichtiger. Welche Herausforderungen stellen sich für die Bauunternehmer, die Baumaterialzulieferer und für die Fachleute aus Planung und Architektur? Und was ist die Rolle der Politik? Eine Veranstaltung organisiert von den beiden Kantonen, Fachverbänden und der FHNW gab Antworten.

Die Zeiten sind vorbei, als alles Abbruchmaterial einer Baustelle selbstverständlich in einer Deponie abgelagert wurde. Heute besteht in der Region Basel eine breite Palette an Recycling- und Wiederaufbereitungsanlagen. Die Bauunternehmer und die Baumaterialzulieferbranche verschreiben sich den Zielen der Nachhaltigkeit und erfüllen die Vorgaben der Politik.

Regierungsrat Isaac Reber, Vorsteher des Bau- und Umweltschutzdirektion Baselland, beginnt den Reigen mit der Erläuterung zur Etablierung und Arbeit der Taskforce «Baustoffkreislauf Regio Basel». Die Art und Herkunft sowie die Mengenströme von Bauabfällen zu kennen und verstehen sind entscheidend, um aktuellen und zukünftigen Herausforderungen entgegenzutreten. Man sei schon weit vorangekommen und erste Erfolge zeichnen sich ab. Es brauche zukünftig jedoch klare Rahmenbedingungen und Vollzug der Vorgaben, Eigenverantwortung und Vorbildrolle des Kantons als Bauherr sowie eine gute Zusammenarbeit aller Akteure.

Damit wir ab heute die Umwelt durch das Bauen so wenig wie möglich belasten, müsse man so wenig wie möglich neu bauen, sondern weiterbauen, ergänzt Regierungsrätin Esther Keller, Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, die Ausführungen von Reber. Mit dem Ziel, natürliche Ressourcen zu schonen und graue Energie zu reduzieren, werden in der Stadt Basel verschiedene Pilotprojekte angegangen.

Gebäude neu zu denken, bedarf es kreative Lösungen zu etablieren. So dürfe man auch die Kreislaufwirtschaft nicht nur mehr linear, sondern wie es das Wort bereits umschreibt, als Kreis verstehen, so Prof. Barbara Sintzel, Leiterin des Instituts für Nachhaltigkeit und Energie am Bau der FHNW. Es müssen sich noch mehr Kreisläufe schliessen, an bestehendem Bestand gearbeitet und erneuerbare Materialien wie Lehm oder Holz weiterentwickelt werden.

Rolf Graf, Präsident des Bauunternehmerverbandes Region Basel, betont, dass in der Region hochmoderne Sortier- und Waschanlagen betrieben werden. „Baustoffrecycling machen wir schon lange“. Er ist aber überzeugt, dass der Anteil an Recyclingmaterial, das wieder verbaut werden kann, noch gesteigert werden kann. Dazu wünscht er sich veränderte Normen, die einen höheren Recycling (RC)-Anteil zulassen, beispielsweise beim Strassenbau. Er sieht auch Planer und Architekten in der Pflicht, bei Bauausschreibungen verstärkt den Einsatz von RC-Materialien zu fordern.

Bernhard Gysin, Architekt und Vorstandsmitglied sia basel, stimmt dem Bauunternehmer zu, verweist aber darauf, dass vor dem Recycling versucht werden müsse, möglichst mit dem Baubestand zu arbeiten. Für eine positive CO₂-Gesamtbilanz sei die Wiederverwertung (Reuse) des bestehenden Baumaterials von zentraler Bedeutung.

Thomas Ghelma, VBK-Präsident (Verband mineralischer Baustoffkreislauf beider Basel), betont, dass seine Branche bereit sei, die Kapazitäten für die Wiederaufbereitung von Baumaterialien auszubauen. Er freut sich, dass der Kanton Baselland neu eine Vorreiterrolle übernimmt und bei den eigenen Bauausschreibungen ein nachhaltiges Baumaterialmanagement einfordert. Positiv bewertet er auch die Rückbaubewilligung, die der Kanton Baselland neu eingeführt hat. Sollte der Kanton eine Lenkungsgebühr für Deponieabfälle einführen, so fordert der VBK eine zweckgebundene Nutzung der Einnahmen im Recyclingbereich.

Die grundlegende Frage lautet also: Was ist intelligente Regulierung? Wie viel, wovon und wie weit darf diese gehen? Was darf CO₂ zukünftig kosten? Antworten auf diese Fragen müssen von allen Akteuren einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft definiert werden. Laut Isaac Reber soll die Arbeitsgruppe "Baustoffkreislauf Regio Basel" in veränderter Form weitergeführt werden.

Die Veranstaltung „Materialkreislauf im Bau“ fand in Muttenz an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW statt und wurde organisiert vom Verband Bauunternehmer Region Basel, sia basel, VBK beider Basel, der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und den beiden Kantonsregierungen. Rund 170 Personen folgten der Einladung.

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Über den BRB

1999 im Rahmen des Zusammenschlusses des Baumeister-Verband Baselland und dem Verband Basler Bauunternehmer gegründet, umfasst der Verband der Bauunternehmer Region Basel bis heute rund 90 Unternehmen in der Region Basel und über 2'700 in der Schweiz.
Der BRB betätigt sich auf verschiedenen Gebieten im Interesse des gesamten regionalen Bauhauptgewerbes, vertritt dabei unter anderem die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Staat, Wirtschaft, Öffentlichkeit und den Arbeitnehmerorganisationen und setzt sich für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein.
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